Montag, 12. September 2005

Für Andreas

Was für ein optimistischer Name: Gesundbrunnencenter.
Dabei ist es ein Kaufzentrum wie überall, eins von denen, derentwegen es mittlerweile um so mehr die Namensschilder auf den Bahnhöfen dringend braucht - so ähnlich sind sie sich.
Aber der Gesundbrunnen ist auf dem Wedding, und das heißt schon was. Gehen wir in der Mittagspause, erst durch den Rosengarten des Humboldthains, dann vielleicht ein Stück die Badstraße (ja, 'Bad' wegen 'Gesundbrunnen'!) hinunter, durch die Buntheit der Kultur, und durch das Spektrum des Glücks und der Armut, die Polaritäten von Schönheit und Gier, die Gegensätze von verschleiertem Verschwinden aus dem Blickfeld und dem prallen Auffallen um fast jeden Preis, sehen und schwelgen wir in üppigem Obst und Gemüse, den leckeren Düften der Holzkohlenofendönerei, ach, hier könnten wir doch dem Mittag noch etwas mehr abgewinnen, Lahmacun mit oder ohne Döner, aber an echtem Feuer aufgebacken, bitte sehr, mit roter Soße, schließlich haben wir Kollegen, pürierter Knoblauch ginge da wohl nicht..., nehmen wir an, dass heute die Sonne scheint, denn auf dem Rückweg kommen wir am Segafredo vorbei, oder vielmehr, wir kommen natürlich nicht dran vorbei, fast mit Handschlag werden wir begrüßt und was wir bestellen, ist auch von vorn herein klar, ja, wie immer, zwei Cappucino und zwei große Glas Leitungswasser, kommt sofort, und weil die Sonne ja scheint, sitzen wir wohl draußen. Und was gibt es immer alles zu sehen, wo sich doch hier die Wege kreuzen von den Bushaltestellen zum Eingang des Centers, von S-Bahn zu U-Bahn, von der Bank zu den Bänken, oder nur von der linken Seite des Platzes zur rechten, für die, die weiter nichts zu Tun haben, wohingegen andere dem Bus nachrennen, oder jemand schwere Pakete aus dem Makromarkt transportiert, oder jeder mit mehr oder minder Geschick der neuesten Umfrage oder dem neuesten Werbegeschenk ausweicht, und die jungen Türkinnen grüppchenweise scheinbar empört und scheinbar unnahbar immer wieder den Weg ins Center stolz zieren müssen, nur um den Vorplatz überqueren zu können, wo die jungen Türken sie zumindest mit Blicken, aber wohl auch mit halblauten Kommentaren belästigen, oh weh, wenn diese Blicke und Kommentare einmal ausblieben - aber keine Sorge. Und nur zu bald müssen wir zurück in den vollklimatisierten Monsterbürobau und hinein in die Hierarchien und Geplänkel, die Spiele und Gerüchte, die Arbeit und den ganzen Unsinn, der darum herum gerankt wird, aber Morgen ist wieder eine Mittagspause, und vielleicht scheint die Sonne ja auch dann wieder!

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