mit Parketttreppen
Der zweite Beitrag heute schon - wer findet den ersten?? Schon wieder ein Preisrätsel, nur ist der Preis geringer, der Gewinner wird ganz profan einfach nur genannt.
Einen gewidmeten Beitrag gibt es nach wie vor für das Erraten meiner Idee, wofür denn die Domain piens.de gut sein soll.
Wird das hier eine Preisrätselseite? Solange die Beteiligung so gering bleibt - moment - mal zählen - hmmm - ja - genau Null Rateversuche bis jetzt - solange kann ich mir ja die schönsten und teuersten Preise ausdenken, ohne dass ich mich damit fast selbst in den Ruin treibe...
Gerade eben bin ich, eine halbe Stunde ungeplant Zeit übrig habend, durch einen Teil der Wilmersdorfer Straße gelaufen. Da, in dieser Gegend, fast am Karl-August-Platz, da bin ich nämlich aufgewachsen, und daher kenne ich die Gegend ein wenig. Aber wie hat sie sich verändert; heute ist dieser Teil, so von der Schiller- bis zur Haubachstraße, eigentlich fast ganz wie die Badstraße zwischen Gesundbrunnen und Pankstraße, nur etwas härter. Was daran liegen kann, dass ich um halb acht abends in der Wilmersdorfer war und meist am Mittag in der Badstraße bin. Aber die Stimmung, das Publikum, die Geschäfte - Wedding pur.
Und wie kenne ich die Wilmersdorfer?
Als ich ein kleiner Junge war, da gab es noch lange keine Fußgängerzone in der Wilmersdorfer. (Es gab sie in ganz Berlin lange nicht, so einen neumodischen Quatsch wollten wir hier nicht.) Stattdessen fuhr in der Mitte der Straße noch die Straßenbahn, daneben pro Richtung eine halbe Autospur, daneben zu den Geschäften ein schmaler Bürgersteig: Kleinsteinpflaster - Granitplatten - Kleinsteinpflaster. Mehr war da nicht - da musste alles durch, und im Winter vor Weihnachten, da wurde es wirklich sehr eng, besonders vor Hertie - ja, damals gab es das wunderbare Kaufhaus von Herrmann Tietz noch, mit Fischgrätparkett in den Verkaufsräumen, mit Parketttreppen, die beim steigen ganz außerordentlich knarrten, und sogar mit ersten Rolltreppen, damals noch mit kinderfingerbreiten Längsnuten, weshalb diese auch später ganz allgemein durch die noch heute üblichen feiner genuteten ersetzt wurden.
Und gegenüber von Hertie baute damals Quelle, und Neckermann war an der Ecke Kantstraße, wo jetzt unter Peek und Cloppenburg der Mediamarkt im Keller haust.
Woolworth gab es auch schon, aber ansonsten waren hauptsächlich grundsolide Fachgeschäfte in der Wilmersdorfer, und Baulücken, noch vom Krieg. Billig war fast nichts. Preiswert ja, aber billig - nein, hier nicht. Damals konnte ja auch Geiz noch nicht geil sein, weil geil noch ganz andere Bedeutungen hatte, ein geiler Trieb war beispielsweise das, was den Geranien im Keller wuchs, wenn jener zu warm und zu hell war, und den schnitt man dann im Frühjahr ab, wenn die Überwinterer wieder in die Balkonkästen kamen.
Ja, es war beschaulicher, auch in der Weihnachtshektik, weil man nämlich maximal hektisch oder eilig sein konnte, es gab noch keinen Stress, das Wort fehlte, und damit hatte auch der Zustand noch keine Chance auf dauerhafte Repräsentation. Was hätte auch der schönste Stress genutzt, wenn man nicht hinterher hätte darüber klagen können, ohne das richtige Wort.
Ohne das richtige Wort haben viele Dinge keine Raum zu geschehen. Wenn es nur ein paar dumme Jungs gibt, haben Jugendgangs, die Autos oder sogar Müllcontainer anzünden, keinen Raum. Erstaunlich, wie Worte und Bilder neue, bis dahin ungeahnte Räume schaffen, die mit Handlung gefüllt werden können. Wenn wir aber, globalisiert, bald alle Worte kennen, zumindest die spektakuläreren, und Handlung in die entstandenen Räume gefüllt haben, scheint auch eine Erschöpfung der Ressource Wort erahnbar zu werden, so dass nun erstmal alles langweiliger, weil schon lange benannt, wird, und Neues immer seltener.
Wie es ja auch keine neuen Einkaufscenter mehr geben kann. Es gibt sie ja schon, in vielfältigster Einfalt, alle irgendwie gleich, zufällige historische Unterschiede so weit herausgestellt, dass man sich selbst in Leipzig im Bahnhof fragen muss, in welcher Stadt man denn gerade ist, vor lauter Ähnlichkeit den Blick für die Unterschiede verlierend.
Während die Wilmersdorfer Straße um neunzehnhundertsechzig herum ganz einfach vollkommen unverwechselbar war, behaupte ich mal, nach dieser geschenkten halben Stunde zurück zum Parkplatz hinter Ullrich gekommen, Zille Ecke Gierkezeile. Von hier die Gierkezeile nach Norden sieht alles unverändert aus. Nur die Sprache der Passanten verstehe ich nicht mehr.
Einen gewidmeten Beitrag gibt es nach wie vor für das Erraten meiner Idee, wofür denn die Domain piens.de gut sein soll.
Wird das hier eine Preisrätselseite? Solange die Beteiligung so gering bleibt - moment - mal zählen - hmmm - ja - genau Null Rateversuche bis jetzt - solange kann ich mir ja die schönsten und teuersten Preise ausdenken, ohne dass ich mich damit fast selbst in den Ruin treibe...
Gerade eben bin ich, eine halbe Stunde ungeplant Zeit übrig habend, durch einen Teil der Wilmersdorfer Straße gelaufen. Da, in dieser Gegend, fast am Karl-August-Platz, da bin ich nämlich aufgewachsen, und daher kenne ich die Gegend ein wenig. Aber wie hat sie sich verändert; heute ist dieser Teil, so von der Schiller- bis zur Haubachstraße, eigentlich fast ganz wie die Badstraße zwischen Gesundbrunnen und Pankstraße, nur etwas härter. Was daran liegen kann, dass ich um halb acht abends in der Wilmersdorfer war und meist am Mittag in der Badstraße bin. Aber die Stimmung, das Publikum, die Geschäfte - Wedding pur.
Und wie kenne ich die Wilmersdorfer?
Als ich ein kleiner Junge war, da gab es noch lange keine Fußgängerzone in der Wilmersdorfer. (Es gab sie in ganz Berlin lange nicht, so einen neumodischen Quatsch wollten wir hier nicht.) Stattdessen fuhr in der Mitte der Straße noch die Straßenbahn, daneben pro Richtung eine halbe Autospur, daneben zu den Geschäften ein schmaler Bürgersteig: Kleinsteinpflaster - Granitplatten - Kleinsteinpflaster. Mehr war da nicht - da musste alles durch, und im Winter vor Weihnachten, da wurde es wirklich sehr eng, besonders vor Hertie - ja, damals gab es das wunderbare Kaufhaus von Herrmann Tietz noch, mit Fischgrätparkett in den Verkaufsräumen, mit Parketttreppen, die beim steigen ganz außerordentlich knarrten, und sogar mit ersten Rolltreppen, damals noch mit kinderfingerbreiten Längsnuten, weshalb diese auch später ganz allgemein durch die noch heute üblichen feiner genuteten ersetzt wurden.
Und gegenüber von Hertie baute damals Quelle, und Neckermann war an der Ecke Kantstraße, wo jetzt unter Peek und Cloppenburg der Mediamarkt im Keller haust.
Woolworth gab es auch schon, aber ansonsten waren hauptsächlich grundsolide Fachgeschäfte in der Wilmersdorfer, und Baulücken, noch vom Krieg. Billig war fast nichts. Preiswert ja, aber billig - nein, hier nicht. Damals konnte ja auch Geiz noch nicht geil sein, weil geil noch ganz andere Bedeutungen hatte, ein geiler Trieb war beispielsweise das, was den Geranien im Keller wuchs, wenn jener zu warm und zu hell war, und den schnitt man dann im Frühjahr ab, wenn die Überwinterer wieder in die Balkonkästen kamen.
Ja, es war beschaulicher, auch in der Weihnachtshektik, weil man nämlich maximal hektisch oder eilig sein konnte, es gab noch keinen Stress, das Wort fehlte, und damit hatte auch der Zustand noch keine Chance auf dauerhafte Repräsentation. Was hätte auch der schönste Stress genutzt, wenn man nicht hinterher hätte darüber klagen können, ohne das richtige Wort.
Ohne das richtige Wort haben viele Dinge keine Raum zu geschehen. Wenn es nur ein paar dumme Jungs gibt, haben Jugendgangs, die Autos oder sogar Müllcontainer anzünden, keinen Raum. Erstaunlich, wie Worte und Bilder neue, bis dahin ungeahnte Räume schaffen, die mit Handlung gefüllt werden können. Wenn wir aber, globalisiert, bald alle Worte kennen, zumindest die spektakuläreren, und Handlung in die entstandenen Räume gefüllt haben, scheint auch eine Erschöpfung der Ressource Wort erahnbar zu werden, so dass nun erstmal alles langweiliger, weil schon lange benannt, wird, und Neues immer seltener.
Wie es ja auch keine neuen Einkaufscenter mehr geben kann. Es gibt sie ja schon, in vielfältigster Einfalt, alle irgendwie gleich, zufällige historische Unterschiede so weit herausgestellt, dass man sich selbst in Leipzig im Bahnhof fragen muss, in welcher Stadt man denn gerade ist, vor lauter Ähnlichkeit den Blick für die Unterschiede verlierend.
Während die Wilmersdorfer Straße um neunzehnhundertsechzig herum ganz einfach vollkommen unverwechselbar war, behaupte ich mal, nach dieser geschenkten halben Stunde zurück zum Parkplatz hinter Ullrich gekommen, Zille Ecke Gierkezeile. Von hier die Gierkezeile nach Norden sieht alles unverändert aus. Nur die Sprache der Passanten verstehe ich nicht mehr.
-wj - 4. Nov, 22:00